Die Sozialen Medien und die Onlinekommunikation sind aus dem Tourismussektor heutzutage kaum mehr wegzudenken. Die gewaltigen Fortschritte im Bereich der Technik ebnen den Weg für immer neue kommunikative Möglichkeiten. Längst sind es nicht mehr nur die jungen internetaffinen Menschen, die ihre Reiseerlebnisse detailliert über soziale Netzwerke mit ihren Freunden teilen. Auch die Liga der sogenannten „digital immigrants“, sprich die älteren User, tummeln sich mittlerweile in der Welt der Blogs sowie auf Foto- und Videoplattformen, um sich dort über Reiseziele zu informieren oder Erlebtes auszutauschen. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Tourismusbranche mehr und mehr auf Social Media Marketing setzt. Doch nicht nur in Sachen Reisewerbung haben die sozialen Medien an Bedeutung gewonnen, auch das Reisen selbst wird mehr und mehr durch soziale Netzwerke, Apps und das World Wide Web bestimmt.
Der digitale Tourist – Reist du noch oder teilst du schon?
Die anhaltende Begeisterung der Leute für ihre eigenen Social Media-Accounts hat auch in ihrem Reiseverhalten unmittelbare Spuren hinterlassen. So hat das bekannt deutsche Ferienhausportal FeWo-direkt in seiner „Ferienhaus-Urlaubsanalyse“ 2015 beispielsweise festgestellt, dass etwa 32,4 % der Umfrageteilnehmer ihre Reisedestinationen anhand von Empfehlungen aus ihren Online-Newsfeeds ausgewählt haben. Die Beratung in puncto Urlaubsplanung erfolgt somit keineswegs mehr durch ortsansässige Reiseverkehrskaufleute, sondern ganz offensichtlich durch einen Blick in die sozialen Netzwerke. Doch damit nicht genug: Auch vor Ort, beim Sightseeing, ist das Smartphone samt der zugehörigen Online-Plattformen stets Teil des Geschehens. Je nach Einstellung teilt der Urlauber seine schönsten Schnappschüsse noch während der Reise über Facebook oder Instagram, beschwert sich bei Twitter über schlechtes Essen oder gibt bei YouTube in einem kurzen Follow-Around die Eindrücke des Urlaubsziels wieder. Die sozialen Medien sind für den modernen Touristen das, was früher Diashow oder Fotoalbum waren, nur näher, wandlungsfähiger und besser. Hinzu kommt, dass die Apps des eigenen Smartphones dem Reisenden sowohl das Schleppen von Reiseführern und Stadtplänen als auch die Abhängigkeit von einem Dolmetscher oder Tour Guide ersparen können. Kurzum: Wenn der Social Media-Nutzer urlaubt, sind seine Freunde immer dabei und sein Handy wird dabei zur Allzweckwaffe.
Digital-Touristen senden garantiert – Warum selbst ihre Kritik von Vorteil ist
Wenn Urlaubsfotos auf Instagram geteilt werden, Transportunternehmen via Facebook bewertet werden oder man den genervten Kommentar über die lange Wartezeit im Aquapark blitzschnell retweeten kann, zeigt das, dass die Timeline eines Social Media-Kanals einem Verbraucher längst mehr Einfluss und Entscheidungsgewalt zuteilen kann als der beste Tourismus-Experte sich im Laufe vieler Jahre aneignen kann. Dieser Umstand ist jedoch keineswegs bedrohlich, denn branchenintern hat man sich mit dieser Entwicklung längst arrangiert – und profitiert vom mitteilungsbedürftigen Laien an den Tasten sogar. Das beste Beispiel für die gelungene Akquise eines privaten Accounts zur authentischen Darstellung verschiedenster Urlaubsziele ist die ungewöhnliche Karriere von Maximilian Muench. Der ehemalige Musikproduktionsstudent aus Berlin verdient sein Geld inzwischen ausschließlich mit seinem Instagram-Account und zwar als Reisefotograf. Mit rund 215.000 Abonnenten und Bildern, die durchschnittlich zwischen 10.000 und 20.000 mal gelikt werden, ist Muench quasi die optimale Schnittstelle zwischen Urlaubsgast und Tourismusbranche. Seinen Bildern vertrauen die Follower mehr als den schönsten Fotos einer Broschüre oder den aufwendigsten Katalogbeschreibungen. Realität verkauft sich gut und sei sie auch noch so schwer erkauft, denn Muench selbst sagt, dass von Tausenden von Bildern, die er während eines Trips schießt, meist lediglich eines gut genug für den Instagram-Account wäre. Dennoch entscheiden potenzielle Touristen heute eher aufgrund der Erfahrungen eines Influencers, denn dieser wirkt authentisch und näher an ihnen dran. Wer selbst erfährt, will einem nichts andrehen, lautet die Devise. Doch nicht nur unter diesem Gesichtspunkt baut die Tourismussparte immer mehr auf den echten Urlauber als auf teure Werbekampagnen.
Soziale Medien und der Tourismus – Eine Liaison mit Zukunft
Dass die sozialen Netzwerke unter Tourismusfachleuten so beliebt sind, liegt unter anderem an ihrem Fokus aufs Visuelle. Urlaubsbezogene Newsfeeds von Instagram, Facebook oder Twitter wirken mit ihren kurzen Texten und großen Bildern wie ein kunterbunter Streifzug durch blühende Landschaften, pulsierende Großstädte oder faszinierende Kulturen. Versehen mit den richtigen Hashtags bildet ein einzelner Post mit dem nötigen Maß an Likes eine lukrativere Werbeoption als jeder TV-Spot. Aber nicht nur die Reiseunternehmen haben den Wert der Social Media-Postings erkannt, auch regionale Tourismusverbände fördern das Internetverhalten der Touristen zunehmend. So unterhalten diese neuerdings besondere Twitter-Accounts, die in regelmäßigen Abständen in die Hände Einheimischer gegeben werden, um den nach Informationen stöbernden Interessenten die versteckten Ecken der Destination zu zeigen. Andere setzen auf Wettbewerbe, bei denen die schönsten Urlaubsfotos vom jeweiligen Reiseziel mit einem bestimmten Hashtag versehen werden sollen. Eine weitere Variante dieser Form des Gewinnspiels sind die sogenannten Instawalks, bei denen sich User an einer bestimmten Örtlichkeit treffen und gemeinsam zu einer Fototour aufbrechen. Im Rahmen eines solchen koordinierten Photowalks hat Thomas Cook 2014 beispielsweise eine 2-Personen-Reise nach Dubai verlost und damit großen Erfolg gehabt. Aber nicht nur Aktionen auf Twitter, Tumblr, Flickr oder Facebook sorgen für die gewünschten Klickzahlen.
Social Media Tourismus – Was die Zukunft bringt
Der User wünscht sich zunehmend mehr Möglichkeiten, um als Reisender mehr als nur Empfänger zu sein. Zu diesem Zweck bilden sich immer mehr Optionen heraus, welche der moderne Tourist wahrnehmen kann. Erste Destinationen schreiben beispielsweise Blogger- und Vlogger-Stellen aus, auf die sich Personen melden können, die ganz bewusst keine professionelle Erfahrung in Sachen Tourismus mitbringen. Vielfach wird auch an Apps gearbeitet, mit deren Hilfe sich reisende Social Media-Nutzer auf ihrem Trip mit anderen vernetzen können. Ein Beispiel für eine derartige App ist TRAMIGO, das bei der New Media Night Ende 2016 den 2. Platz beim Nachwuchspreis Neue Medien belegt hat. Diese im Rahmen einer Bachelorarbeit konzipierte und an Facebook angelehnte App soll Menschen, die mit Interrail durch Europa reisen, als Plattform dienen. Noch ist sie lediglich ein Konzept, doch der Wettbewerbserfolg beweist, dass die Segel des Tourismus auch zukünftig in Richtung Sozialer Medien gesetzt sind.
Bild: Instagram @muenchmax